Magento eignet sich gut für Projekte, die über reine Shop Systeme hinausgehen. Leider scheitern viele dieser Projekte – Zeitpläne werden überschritten, Fehler tauchen auf oder es ergeben sich Probleme bei der Anpassung. Mit dieser Thematik hat sich Dr. Nikolai Krambrock am 13.5.2014 auf der Meet Magento auseinander gesetzt und in einem Vortrag zur Zusammenarbeit zwischen Agenturen und Shop-Betreibern Lösungsansätze vorgestellt.
Hier die dazugehörigen Folien:
ZusammenarbeitInnovationMagento.pdf
Partnerschaftliche Zusammenarbeit und minimale Anpassung von Magento
Zwei Ansätze helfen, diesen Problemen zu begegnen: Eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit einer Magento-Agentur und minimal mögliche Anpassungen von Magento für die gewünschten Funktionen.
Partnerschaftliche Zusammenarbeit mit einer Magento-Agentur
Grundsatz einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit ist: „Gemeinsam gewinnen oder verlieren.“ So kann der kurzfristige eigene Nutzen hinten angestellt werden, um einen gemeinsamen langfristigen Nutzen zu erreichen. Dies dient seriöser Beratung, langfristig stabilen wie kostengünstigen Lösungen und einem geregelten Projektablauf. Hier gilt, wie in anderen Lebenslagen auch: „Drum prüfet wer sich ewig binde.“ Daher hilft es, eine künftige Magento-Agentur intensiv unter die Lupe zu nehmen, bevor der erste Auftrag vergeben wird. Die damit verbunden Mehrkosten sind überschaubar – der Aufwand zahlt sich aus. Fehlt die Kompetenz zu der Bewertung im eigenen Haus, so kann – und sollte in den meisten Fällen – ein Berater zu Rat gezogen werden. Dieser sollte selbst keine Agentur-Leistungen anbieten, da sonst ein Interessenskonflikt entsteht. Weniger gut ist die Idee, jede Entwicklung neu auszuschreiben und an verschiedene Agenturen zu vergeben. Auch wenn hier kurzfristig Geld gespart wird, führt dies zu einem schnellen End-of-Life des Online-Shops. Wir haben einige Systeme mit vielfachem Agenturwechsel innerhalb weniger Jahre untersucht. Dort half nur ein Neustart.
Verlegen von Unteraufträgen ins Ausland
Sie beauftragen eine Agentur und glauben, dass diese, und keine andere Agentur, Ihren Auftrag ausführt? In einem geschätzten Drittel der Fälle liegen Sie damit falsch. Gerade große, namenhafte Agenturen vergeben Unteraufträge an kleinere Agenturen – meistens führt dies zu guten Ergebnissen. Zuweilen artet dies allerdings auch ins Skurrile aus: Ein Schweizer Unternehmen beauftragt eine Schweizer Agentur, die Schweizer Agentur gibt das Ganze als Paket an eine wenig qualifizierte Agentur in Indien weiter, schließlich braucht es eine dritte Agentur, um alles zu entfernen und neu zu implementieren. Offensichtlich, dass diese Operation wenig kostengünstig verlaufen ist. Unteraufträge sind an und für sich nichts Schlimmes. Wir lassen z.B. alle Templates von deutschen Freelancern oder deutschen Agenturen entwickeln, um uns auf unsere Kernkompetenzen zu konzentrieren. Wir glauben allerdings, dass Agenturen das mitteilen sollten und – noch wichtiger – Shop-Betreiber nachfragen sollten. Nur so lassen sich kostspielige und unnötige Missverständnisse vermeiden.
Softwareentwicklung großer Projekte im Ausland
Neben der Frage, ob Ihre beauftragte Agentur auch wirklich Ihren Auftrag ausführt, kommt eine weitere – nicht minder spannende – Frage ins Spiel: Wo genau wird Ihr Auftrag ausgeführt? Wie im bereits angesprochen, verlagern viele Agenturen ihre unternehmerischen Funktionen und Prozesse ins Ausland – genannt Offshoring. Das Ziel dahinter: Eine kostengünstigere Abwicklung des Auftrags. Ein Beispiel für gelungene Entwicklung im Ausland ist Magento selbst – ein Großteil des Quellcodes wurde in der Ukraine entwickelt,die Firmenzentrale liegt in Los Angelas. Bei kleinen Projekten lohnt sich die Entwicklung im Ausland häufig nicht. Bestimmte zusätzliche Aufwände des Offshorings entwickeln sich nicht proportional mit der Projektgröße, zur Steuerung eines verteilten Software-entwicklungsprojekts werden zusätzliche Kompetenzen benötigt und die Entwicklung braucht fast immer mehr Zeit. Gerade bei völlig unterschiedlichen Kulturkreisen entsteht daher häufig Mehraufwand im eigenen Unternehmen und einige Softwareentwicklungsprojekte erzielen nie einen erfolgreichen Abschluss.
Zeitplanung für Entwicklungsaufgaben
Zu einer langfristigen Zusammenarbeit gehört eine langfristige Zeitplanung. Auf diese Weise werden plötzliche Zeitnöte und unbewusst anstehende Anforderungen vermieden. Viele gute Magento-Agenturen verfügen über einen Auftragsbestand von 4-12 Wochen. Müssen Anforderungen aus Sicht des Shop-Betreibers schneller umgesetzt werden, dann kommt es zu Schwierigkeiten in der Zeitplanung und zu Konflikten. Wird dann eine weitere Agentur hinzugezogen, so steigt der Koordinationsaufwand. Aus unserer Sicht ist dies keine optimale Lösung. Eine Option ist, im Voraus Entwickler für Aufträge in der Zukunft zu buchen. Somit stehen sie dem Kunden zur geplanten Zeit zur Verfügung. Er ist dann dafür verantwortlich, zu den entsprechenden Zeiten Entwicklungsaufgaben bereitzustellen.
Der Quellcode als einziges Produkt
Der Quellcode ist in der Entwicklung fast das einzige Produkt. Kunde und Agentur reden allerdings selten darüber. Dies ist erstaunlich, denn die Qualität des Quellcodes bestimmt die Zahl der Fehler im laufenden Online-Shop, die Aufwände bei der weiteren Entwicklung und den Zeitpunkt des End-Of-Life des Systems. Für den Händler zahlt es sich aus, seine Vorstellungen genau zu beschreiben. Fehlt ihm dazu die Kompetenz an Board, dann ist ein Berater ohne Interessenkonflikte hilfreich. In der Magento-Entwicklung zahlt es sich außerdem aus, möglichst wenige Änderungen und Anpassungen am Quellcode vorzunehmen. Je weniger am Quellcode geändert wird, desto wartbarer wird das Ergebnis und desto weniger Fehler treten auf. Ziel ist eine kompakte und einfache Lösung – nicht einfach in der Entwicklung, sondern mit einem einfachen Ergebnis.
Viele Module senken die Qualität des Online-Shops
Jedes zusätzliche Modul ändert Magento und senkt somit die Qualität und Stabilität des Online-Shops. Von der Macht eines einzelnen Moduls sind sich allerding nur wenige Auftraggeber bewusste. Sie geben der Agentur – ohne Wissen über die Auswirkungen – eine Vielzahl von Wunsch-Modulen vor. Ein Beispiel aus der Praxis: Ein Kunde gibt 39 Module vor, die installiert werden sollen und von seiner beauftragten Agentur tatsächlich installiert werden. Zwar handelt die Agentur so im Interesse des Kunden, schadet aber langfristig seinem Online-Shop. Daher ist eine Aufklärung über die Folgen zu vieler Module – und gegebenenfalls das Ablehnen einer Installation dieser – Erkennungsmerkmal einer professionellen Magento-Agentur, die sich das Anliegen ihres Kunden zu Herzen nimmt und eine Beratung nicht mit Dollarzeichen in den Augen vornimmt.
Fazit
In der Regel sind zwei Lösungsansätze zu beherzigen, wenn es um eine Zusammenarbeit mit einer Magento-Agentur geht: Das Auswählen einer qualifizierten Agentur – einschließlich dem Aufbau einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit – und das Entwickeln einfacher Lösungen, wodurch Magento für gewünschte Funktion möglichst wenig angepasst werden muss. Hierdurch ergibt sich eine Reihe von Vorteilen: Weniger Aufwand bei späteren Änderungen, weniger Probleme bei Updates, unkomplizierter Agenturwechsel und seltener unregelmäßig auftretende Fehler.
Bilder von Timmitom, kallejipp, Yaban und o-zero auf photocase.de
Eine weitere Zusammenfassung finden Sie in unter folgendem Link:
innovative-applikationen-realisieren